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Zeit haben ...
Sich anpassen an die Gesellschaft heißt immer Chancen wahrnehmen müssen. Chancen des Aufstiegs, Chancen der Selbstbestägigung, Chancen des Erfolgs, Chancen, um mit einem Minimum an Mitteln ein Maximum an Sicherheit, Geld, Ruf, Freiheit zu erreichen. So ist man dauernd gefordert. Zeit hat man nur zum Regenerieren.
Sich anpassen an die Wüste heißt, nichts falsch machen. Man wird programmiert von der Natur, von Fakten, Realitäten. Hitze, Kälte, Sand, Durst, Müdigkeit, Last, Freude. Das Maß ist die Frage: Wieviel Wasser habe ich noch bis zu meinem Ziel. Danach entschließt man sich, tags durch die Hitze zu gehen und viel Wasser zu brauchen, dafür nachts zu schlafen. Oder man geht nachts, braucht weniger Wasser und kann dann tags ruhen. Das schafft zugleich viel Zeit. Man sucht, wenn es geht, einen kleinen Fleck Schatten, einen Strauch, einen Felsvorsprung, und man erlebt Stunde für Stunde. Sonne am Morgen, Sonne im blauesten Himmel kurz vor mittag. Sonne mit flimmernder Hitze und blendendem Licht. Und Sonne wieder im blauen Himmel am Spätnachmittag. Seltsamerweise wird es einem nicht langweilig. Gelegentlich schläft man oder man hat mit seiner Ausrüstung
zu tun. Sonst ist man vollauf beschäftigt mit seinen Gedanken, mit der großen Umwelt und den nächsten Schritten. Es gibt keine Ablenkungen, mit denen man sich davonmogeln könnte. Es gibt nur hohen blauen Himmel ohne eine Wolke, der in einer Atmosphäre ohne Luftfeuchtigkeit von Horizont zu Horizont reicht, ohne Übergänge. Es gibt das scharfe Licht, blendende Helligkeit ohne Farben. Es gibt den Sand, der tagsüber leblos ist, nur im Morgen- und Abendlicht Schatten bekommt, Konturen, Volumen und Farben, es gibt den Wind. In diesen wenigen Parametern entwickelt sich das Schauspiel des Wenigen und des Großen. Weil man Zeit hat.
Leider weiss ich nicht mehr woher dieser Artikel stammt.
Autor unbekannt |