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Oasenroute
Bahariya -
Farafra -
Dahkla -
El Kargha
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Bahariya - Im Ort empfängt uns eine Menschenmenge. Die Menge wird vom Dorfpolizisten in Schach gehalten. Der fragt uns nur in welchem Hotel wir absteigen wollen und dann prasselt ein Sprachgewitter über uns zusammen. Alle bieten uns ihr Hotel als das einzig wahre an und enden nicht zu erwähnen das es sich um Five stars handelt. Wir haben jedoch unseren Aufenthalt im Hotel Alpenbick geplant. Damit endet die Dramatik der Situation, jeder geht wieder seiner nur kurz unterbrochenen Tätigkeit nach. Nur einer bleibt stehen, der Fahrer vom Hotel Alpenblick. Er schaut uns an und fragt Funduq Alpenblick wir antworten Funduq Alpenblick - aiwa. Dann maschieren wir los - eine Gasse weiter und den Hügel hinauf. Ein nettes Hotel, ganz im Stil der Wüste, sauber und funktional.
Hier kann der ganze Stress der Anreise von uns abfallen, wir nehmen das Frühstück im Hotelgarten. Angenehm im Schatten, wir haben bis Mittag geschlafen und die Sonne steht hoch am Himmel. Der Fahrer des Hotels entpuppt sich als staatlich lizensierter Guide und bietet uns seine Standard- und seine VIP-Tour an. Worin sich die beiden Touren unterscheiden haben wir eigentlich nie so richtig verstanden. Diese Grenzen verschwimmen in der Wüste, man trifft sich als Fremde und reist als Freunde. Wir sehen die Ausgrabungstätten der Umgebung, alles streng nach Vorschrift und mit Ticket. Nur die neu entdeckten Mumien wollte uns keiner zeigen, mit Stacheldraht umzäunt und bewaffneten Wachen abgeschirmt. Danke Mr. Zahi Hawass (Direktor der ägyptischen Altertümerverwaltung) aber wir kömmen wieder. Die Tour neigt sich ihrem Ende zu und er fragt uns ob wir noch Zeit hätten. Naja - sagen wir haben Urlaub. Dann beginnt der wirklich spannende Teil des Ausflugs, wieder gehen baden und besuchen seine Familie, weil irgendwie hier alles auf seinem Weg liegt. Stunden später erreichen wir wieder das Hotel und lassen die Tour mit ein paar Gläser Tee ausklingen. Oft haben wir zur Teeküchen gerufen, "da jareis - talata schay - masbut" frei übersetzt bedeutet das soviel "Herr Präsident - drei Tee - die Süße wie es euch gefällt". Am Anfang braucht es Mut sich auf die kleinen Abenteuer (hier fehlt noch ein gedanke) einzulassen.
Bahariya ist die nördlichste der vier großen Oasen der Libyschen Wüste. Es ist ein kleiner Ort am Rand des großen Eisenerzbau. Die Häuser wurde entweder aus Stein oder aus Lehmziegel errichtet. Die Lehmziegel hat diesen warmen Braunton den man überall sieht, es ist ein ineinander Übergehen der Farben. Vor den Häusern liegen dicke Palmstämme und alte Toyotahinterachsen. Ein Schatz wenn man eine Karre für das feld bauen will. Wir kaufen im Tante Emma Laden, er nennt sich Supermarket, Wasser und ein paar Lebensmittel. Irgendwann müssen wir uns von diesem beschaulichen Leben und er Freundlichkeit der Menschen losreissen und unseren Weg fortsetzen. In der Ferne hören wir den Diesel und die Fanfare. Der Wüstenexpress ist im Anmarsch. Vor uns liegen nur 180 km Weg bis zur nächsten Oase. Wir verlassen Bahariya Richtung Süden und tauchen wieder ein in die Welt des unbeschwerten Reisens. Die schwarze Wüste stellt man sich rirgendwie anders vor. In die Ferne betrachtet erscheint die Wüste wahrhaftig schwarz, bei genauerer Betrachtung erkennt man, das hier auf dem gelben Sand schwarze Lavakugeln und andere schwarze Fragmente liegen, die die Wüste in der Ferne schwarz erscheinen lassen. Zeugenberge auf beiden Seiten der Straße und kein Leben weit und breit. Von einer früheren Tour weiss ich, auf der östlichen Seite der Straße nahe dem Felsabbruch leben ein paar Erdnußbauern mit ihren Familien. Heute werden wir der Wüste kein Geheimnis abringen. Nach einer guten Stunde Fahrt taucht wie aus dem Nichts die Weiße Wüste auf. Und die ist wirklich weiss. Diese Wüste ist Bestandteil eines Kalksteing´ürtels der hier an die Oberfläche drängt. Vor vielen Jahren sah hier die Wüste noch ganz anders aus. Es ganz hunderte von Skulpturen, Kugeln, Pilzen und Nadeln aus reinem Kalkstein. Der Wind hatte dieses Museum der Kunst geschaffen und 1987 nach dem großen Regen auch wieder vernichtet. Am Horizont tauchen die ersten Häuser auf und bald schon sind wir mitten in der Oase Farafra.
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Farafra - Die Busstation ist seit Menschengedenk am Cafe. Hier ist alles anders, keiner nimmt von uns Notiz. Wir setzen uns ins Cafe und bestellen erst einmal zwei Omelette und zwei Tee. Wir lassen alles an uns vorüberziehen und warten, wenn es sein soll wird es passieren. Noch ganz in Gedanken werden wir vom Duft der Omlette in die Gegenwart zurückgeholt. Nach der Stärkung versuchen wir die Frage der Unterkunft zu klären. Es gibt ein neues Hotel im Ort. Eigentlich ist es nicht neu, es wird aber gerade umgebaut und renoviert. Wir bekommen ein unrenoviertes Zimmer ohne AirCondition aber mit Deckenventilator und werden gleich für den Abend zum großen Fest eingeladen. - Wenn es passieren soll, passiert es - Am Morgen überraschen wir einen Schweden und einen Ägypter bei der Arbeit. Beide studieren in Kairo Kunst und verdienen sich heir etwas nebenbei. Wunderbare Muster werden von den beiden an Decken, Türbögen und Wände gemalt. Farafra ist die kleinste der Oasen und dementsprechend ruhig. Ich dachte hier kennt jeder jeden. Es ist nur nicht gelungen herauszufinden wo Carlo Begmann wohnt. Vor Jahren hatte ich Briefkontakt mit ihm und jetzt wo ich einmal da bin ... schade. Wir erkunden den Ort, spielen mit den Jungen Fussball, mit den Alten Taula (Backgammon) und Fotografieren die Kleinen. Alles unter den strengen Augen des Sheiks. Hier hat alles seine Ordnung - wie schon immer.
Jetzt werden wir dreist, wir schalten unser D2-Handy an und können es nicht glauben. Es meldet sich der ägyptische Mobile Provider und wir haben vollen Empfang. Wir lassen uns berichten: Jede Oase hat eine Mobilfunkantenne bekommen, weil die Kabel zu teuer sind. Auf dem Rückweg sehen wir eine Neonreklame, Telefon, Fax und Internet. Der Besitzer steckt seine einzige Telefonleitung auf den Computer und versucht für uns seinen Provider in Kairo zu erreichen. Mister, all Line are busy. I'am sorry! Das ist unser Ägypten, das sind die Leute und die Geschichten so wie wir sie lieben. Wer nie die Wüste bereist hat mag hier einen Kontrast sehen. Für uns ist es schlichtweg so. Am nächsten Morgen deponieren wir unser Gepäck im Cafe und gehen wir gross einkaufen. Brot, Nudelsuppe, Käse und Wasser. Wir lassen uns von einen Pickup 60 km nach Norden bringen und stehen mitten in der "Weissen Wüste". Hier wollen wir wandern und übernachten. Der Pickup wird uns morgen an der gleichen Stellen zur gleichen Zeit wieder abholen. Wir haben nur 24 Stunden Zeit die Wüste zu erkunden und Bilder zu machen. Wir marschieren einfach nach Westen auf die Berge zu. Lassen uns nur von der Inspiration treiben, klettern auf Felsen, fotografieren Sandformationen und tun eigentlich nichts. Das Gewirr der Felsen, Höhenzüge und Sandrampen ist wie aus einer anderen Welt. Natürlich haben wir an allen markanten Punkten unserer Route einen GPS-Punkt gesetzt, doch werden wir den Rückweg ohne Unterstützung aus dem Weltall angehen. Eine nacht in der offenen
Wüste ist immerwieder ein Erlebnis. Die Geräusche sind fremd und der Schlaf ist merkwürdigerweise sehr flach. Zu Hause kann man mich nachts wegtragen ohna das ich aufwache. In der Wüstennacht schlafen meine Ohren nicht, ich höre fast jedes Geräusch. Der Schlaf in der Wüste ist einfach anders. Der Rückweg - wir sehen die Wüste zu einer andern Tageszeit, also auch in einem andern Licht. Wir verlassen sofort unsere Spuren und versuchen uns neu zu orientieren, setzen aber weiterhin GPS-Punkte. Irgendwann taucht hinter einem Felsen das Straßenschild auf, an dem wir gestartet sind. Wir haben den Rückweg ohne GPS gemeistert. Und das eine Viertelstunde vor der Zeit. Am Horizont können wir schon den Pickup ausmachen - und bald geht es wieder Richtung Oase. Pünktlich trifft der Wüstenexpress in der Oase ein, der Fahrer begrüßt Freunde, übergibt bestellte Waren und trinkt einen Tee. Dann steigen wir mit den Passagieren ein und setzen unsere Reise nach Süden fort.
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Dahkla - Mitten in der libyschen Wüste nimmt die Straße einen merkwürdigen Verlauf. Sie springt über einen Höhenzug und schwenkt Richtung Nordwesten um dann mehr als rechtwinklig nach Süden abzubiegen. Hier liegt ein von Gott verlassenes Wasserloch, heute ein Dorf, Bir Abu Minqar. Ein ehemals wichtiger Versorgungspunkt im Transsaharahandel auf dem Weg nach Siwa. Die Oase Dahkla hat ihre geografische Ausdehnung am Fuß des Höhenzugs von Mut bis zur Hauptoase. In vergangenen Zeiten querten die Karawanen den Höhenzug auf dem Weg von Farafra nach Dahkla - den El Kharafish. Abends nach einer Fahrt von 450km und einer kurzen Pause in Bir Abu Minqar erreichen wir die Oase Dahkla. Dahkla ist eine kleine Stadt in der Wüste mit drei Ausfallstraßen. Im Westen nach Farafra, im Osten nach El Kharga und im Süden die gesperrte Militärstraße in den Sudan. Überall in Ägypten findet man Hotels der Preisklaase 40-50 Pfund (ca. 6 Euro), dieser Preis gilt dann für 2 Personen inkl. Frühstück. Mit einem Sammeltaxi fahren wir wieder nach Mut zurück um dort die alte Khasba zu besuchen. Es konnten garnicht anders sein, irgendwann hatten wir einen Guide an unserer Seite. Durch nichts läßt er sich abschütteln, nun gut dann soll er für sein Bakschisch auch etwas leisten und wir fragen ihn aus bis auf die Knochen - und was er zu erzählen weiss, ist interessant und kurzweilig. Das Restaurant kenne ich schon seit Jahren und jedesmal habe ich mich auf das Essen auf der Terasse im erste Stock gefreut. Das Restaurant hat 3 Wüstensterne, Freundliche Bedienung, gutes Essen und einen unvergleichlichen Ausblick. Das Haus ist in einem unvergleichlichen Zustand. Auf meine Nachfrage gesteht uns der Kellner, sorry - wrong Management.
Dann machen wir uns mehr oder weniger hungrig auf den Rückweg. Am Abend bekommen wir einen Geheimtipp; den Sonnenuntergang auf einer Düne erleben. Die Zeit ist knapp und wir hasten dem Sandhügel entgegen. Oben schweissnass angekommen - zu spät! Zur Beruhigung trinken wir erst einmal Tee und spielen Taula (Backgammon). So richtig von einem Abendessen können wir nicht berichten. Wir laufen durch die Oase und probieren alles an allen heissen Töpfen. Unbedingt sollte man in den Oasen den frischen Sugar (frisch gepresster Zuckerrohrsaft) probieren. Mein Begleiter trinkt einen Krug und bekämpft seine Verdauungsängste gleich mit einer Imodium. Damit habe ich seit Jahren keine Probleme mehr. Getreu dem englsichen Motto: "Cook it, peel it or forget it" halte ich mich an einen persönlichen Mindeststandard was meine Nahrung in bewohnten Gebieten anbelangt. Niemals Salat, Niemals eiskalte Getränke, egal wie verlockend. Die letzten 15 Jahre bin ich damit hervorragend gefahren. Den Rest des Abends verbringt man klassischerweise in Cafe bei heissem Tee, starkem Kaffee und ein paar partien Taula. Am nächsten Tag ist die Abfahrt des Linienbus nach für 13:00 geplant. Ab 12:30 sitzen wir auf dem Platz und warten. Gegenüber entdecken wir einen betagten Otomarsan Bus (Mercedes Nachbau aus der Türkei). Sein Zustand ist schrecklich, Fenster und Türen schliessen kaum noch und die Motorhaube fehlt ganz. Ein Vehikel aus vergangenen Tagen. Heute ist Feiertag und alle sind in der Moschee. Wir haben das Gefühl, der Prediger ereifert sich zu einem uns unbekannten Thema. Ich hoffe nur, er hetzt nicht gegen Deutsche mit Rucksäcken, dann sind wir dran. Gegen 13:15 endet die Predigt und die Gläubigen verlassen ruhig, aber diskutierend die Moschee. Und passiert das Unfassbare, irgendeiner schreit Kharga, Kharga, Kharga über den Platz und von den um den Platz verteilten Schattenplätzen hasten bepackte Gestalten zu dem alten Bus, wo der Motor mit einer riesigen Rußwolke gestartet wird. Das ist unser Linienbus - die Plätze sind knapp - aich wir werden schnell. Was der Bus von aussen noch versprochen hat, kann er innen nicht im mindesten halten. Sitze ohne Bezug, Sitze ohne Sitzfläche und Löcher im Boden. Unfassbar - doch der Bus hat Charme - wir werden ihn bis zur Oase El Kharga unser Vertrauen schenken. Ohne Murren bringt uns der Bus an unser Ziel. Auf den Komfort der Sitze verzichten wir gerne, wir reisen in einem alten Wüstenbus und unsere Mitreisenden entstammen tausendundeiner Nacht. Um nichts in der Welt würden wir in einen Bus der Upper Egypt Bus Company mit Klima und Video wechseln.
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El Kargha - El Kharga ist die Verwaltungsmetropole für die westliche Wüste, bis nördlich von Farafra. Hier sind alle wirklich wichtigen Leute und Büros der westlichen Wüste beheimatet. Einer meiner Freunde wohnt hier - Mansur Osman. Doch davon später mehr. Wir suchen uns wieder ein Hotel der 45 Pfund Kategorie, diesmal müssen wir mit dem Hoteldiener 5 Zimmer besichtigen bis das Zimmer passt. Vom späten Nachmittag an machen wir die Oase unsicher und lassen uns einfach nur treiben. Irgendwie zieht es uns immer wieder in die Gasse der Gemüsehändler. Hier ist das Leben und treiben ursprünglich, hier wird auf oder neben der Ware übernachtet. Ansonsten ist El Kharga eine Verwaltungsmetropole mit allem was dazu gehört. Mitten in der Stadt stehend, könnte nicht nicht sagen, dass man sich in der Libyschen Wüste befindet. Am Abend ist es in einigen Gegenden genauso belebt, laut und bunt wie in Cairo. Interessant ist El Bagawat, eine frühchristliche Nekropole an der nördlichen Ausfallstraße. In südlicher Richtung wird das Leben wieder normaler. In den Nasser Replacements findet man bäuerliches Leben wie überall in Ägypten. Gerne besuche ich meinen langjährigen Freund Mansur Osman. Vor über 10 Jahren haben wir uns kennenelernt; kennengelernt wie es nur in er Wüste passiert. Wir schreiben das Jahr 1990 - mein Freund Mohsen Nasser war von meiner Idee entsetzt, die libysche Wüste mit dem Fahrrad zu bereisen. Zu meiner Sicherheit und sseiner Beruhigung gab er mir Geleitbriefe mit auf den Weg. Es waren einfache Zettel auf denen für mich immer nur einige Worte lesbar waren - der Ort wo ich ihn vorzeigen sollte. So auch ein Zettel mit den Worten El Kharga - Hotel El Kharga. Den habe ich an der Reception abgegeben und einfach gewartet. Nach einer Viertelstunde stand Mansur Osman in der Lobby und fragte mich mit einem Lächeln, ob er einem Freund seines Freundes helfen kann. So kamen wir zusammen und sind Freunde geworden. Heute ist er verantwortliche Leiter der Antiquitätenverwaltung für diesen Distrikt. Ein Besuch seiner Familie gehört zum festen Ritual und ich kontaktiere ihn als ersten, sobald ich in El Kharga bin. Diesmal ist er zu Hause und wir werden uns morgen abend zum Essen in seinem Haus treffen. Wir sitzen in seinem Haus, trinken Tee, schauen ägyptisches Werbefernsehn und essen eine Kleinigkeit. Danach ruft er ein paar Freunde an, die unsere Runde erweitern und das Palaver wird bis in die frühen Morgenstunden gehen. Ganz nebenbei erfahre ich wo in der Wüste was gemacht oder geplant wird, wer mit wem und warum hadert. In der Wüste kann man nichts wirklich verheimlichen, die Wüste hat Augen und Ohren und die Neuigkeiten verbreiten sich schneller als der Wind. Am nächsten Morgen müssen wir wieder früh an der Busstation sein, wir verlassen El Kharga Richtung Norden nach Asijut.
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